Ausstellungen
Die Themen des Museums
Seeschifffahrt
Im Erdgeschoss des Hauses dreht sich fast alles um die Seeschifffahrt. Ein Blickfang dürfte hier sicherlich das Schiffsmodell des Fünfmastvollschiffes „Preussen“ sein. Der gebürtige Heiligenhafener Heinrich Nissen [1862-1943] unternahm als Kapitän 1903 mit der Fünfmastbark „Potosi“, die ebenfalls im Museum als Gemälde zu sehen ist, acht Reisen um die südamerikanische Westküste. 1909 übernahm er das Kommando auf der „Preussen“, deren Modell von Gustav Gregor aus Lütjenbrode gebaut wurde, und fuhr zweimal abermals nach Südamerika. Am 6. November 1910 wurde die „Preussen“ vom Dampfer „Brighton“ gerammt und strandete trotz aller Rettungsversuche an den Klippen von Dover. Des Weiteren zeugen im Museum weitere Schiffsmodelle, Dokumente, Schiffswerkzeuge und Kapitänsbilder von der Geschichte der Seefahrt von und nach Heiligenhafen.
Ein Highlight-Objekt ist hier die chinesische Seidenfahne. Die Heiligenhafener Reederei Koch und Maßmann transportierte mit den Dampfschiffen „Ingo“, „Ingraban“ und „Welle“ – im Museum als Halbmodelle zu sehen – Stückgut entlang der chinesischen Küste. Der Kapitän der „Ingraban“, Rudolf Maßmann, rettete 1898 sechs chinesische Hoheitsbeamte aus Seenot. Als Dank erhielt er die heute im Museum ausgestellte Seidenfahne. Die großen Schriftzeichen in der Mitte bedeuten „Gutes zu tun ist höchste Freude“. Man erzählt, wann immer der Kapitän die Fahne gehisst hatte, war er geschützt vor Piraten im chinesischen Meer.






Theodor Storm
Ein weiterer Teil in der Ausstellung ist Theodor Storm gewidmet. Storms Tochter war mit dem hiesigen Pastor verheiratet, in Heiligenhafen schrieb der Schriftsteller seine Novelle „Hans und Heinz Kirch“. Fotos und Dokumente erzählen von ihrer Entstehung [1881/1882]. Ein Storm-Portrait von dem Heiligenhafener Maler und Grafiker Gerhard R. Hauptmann erinnert an den berühmten Dichter. Auch weitere Schriftsteller waren in Heiligenhafen tätig. Storms in Heiligenhafen gebürtiger Dichterfreund Wilhelm Jensen [1837-1911] schrieb zahlreiche Romane und Gedichte. Heiligenhafen ist Schauplatz in Jensens Novelle „Der Herr Senator“ [1890]. Der Dichter und Maler Fritz Graßhoff [1913-1997] kam als Kriegsgefangener nach Heiligenhafen und lebte im dortigen Barackenlager. Hier schrieb er das „Heiligenhafener Sternsingerspiel“, das früher zur Adventszeit aufgeführt wurde, und die „Zeltlieder und Barackenverse“.
Flüchtlingsthematik & Stadtgeschichte
Ebenfalls im Museum gezeigt wird die Leihgabe eines Modells eines Barackenlagers. Hier wird die Thematik der Flüchtlinge nach 1945 in Heiligenhafen angesprochen. Heiligenhafen nahm, wie viele andere Städte in Schleswig-Holstein, zu dieser Zeit eine ungemein hohe Zahl an Geflüchteten auf. Tausende wurden von Kiel nach Heiligenhafen sowie in die umliegenden Dörfer und Gemeinden auf Bauern- und Gutshöfe verteilt.
Weiter ist im Erdgeschoss ein stadtgeschichtlicher Film über Heiligenhafen zu sehen. Entstanden ist dieser durch ehrenamtliches Engagement. Auf demselben Bildschirm können Besucher*innen ihre Recherche zu stadtgeschichtlichen Themen vertiefen. Dieser bietet informative Texte zur Entstehung der Stadt im Mittelalter, zu Gewerbe, Badewesen u.v.m.
Begibt man sich über das turmähnliche Treppenhaus in das Obergeschoss des Museums, erwarten die Besucher*innen im vorderen Raum ein Stadtmodell, welches Heiligenhafen zu dem Zeitpunkt 1785 zeigt, ein Modell der Werft Johann Tornoe [1872 bis 1904]. Es sind auch Navigationsgeräte aus dem 18. Jahrhundert zu sehen.
Fossilien & Werkzeuge
In den hinteren Räumen werden eine Fossiliensammlung sowie eine frühgeschichtliche Werkzeugsammlung gezeigt. Die Fossiliensammlung wurde von Ernst Horn, einem Heiligenhafener Bürger und leidenschaftlichen Sammler, zusammengetragen und dem Heimatmuseum als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Sämtliche Fundstücke stammen ausschließlich vom Heiligenhafener „Hohen Ufer“. Für Kenner*innen und Sammler*innen tierischer und pflanzlicher Versteinerungen aus der Erdgeschichte, für geologisch Interessierte und Forschende ist die Heiligenhafener Steilküste eine wahre Schatzkiste.
Carl Bütje & Steine
Der Nebenraum wird, wie es ein Schild an der Decke verlauten lässt, auch als „Carl-Bütje-Raum“ bezeichnet. Der Bauer Carl Bütje (1882-1952) trug über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren verschiedenste Steinwerkzeuge, Steinbeile, Klingen, Schaber, Pfeilspitzen und Dolche zusammen. Alle stammen aus verschiedenen Zeitabschnitten der mittleren und jüngeren Steinzeit. Seine Sammlung galt seinerzeit als die größte private vor- und frühgeschichtliche Sammlung in Schleswig-Holstein. Daraus gründete sich das „Carl-Bütje-Museum“, die Basis des heutigen Hauses. Es befand sich seit 1955 im ausgebauten Dachgeschoss der Heiligenhafener Stadtbücherei in der „Lauritz-Maßmann-Straße“. Bütjes Sohn überließ 1955 die Sammlung dem Museum.
Steinfischerei
In einem weiteren Raum befinden sich mehrere Exponate zum Thema Steinfischerei. Im 19. Jahrhundert begann in Heiligenhafen die Küstenfischerei. Nach 1945 flüchteten viele Fischerfamilien mit ihren Kuttern aus Ostpreußen, Danzig und Pommern nach Heiligenhafen. Sie führten hier die Hochseefischerei ein. Eine Besonderheit war die Steinfischerei, die zwischen den 1920er und 1970er-Jahren in Heiligenhafen gewerblich betrieben wurde. Steinfischer landeten 8000 Tonnen Steine pro Jahr an und zerkleinerten diese. Sie holten die Steine an Bord von Schiffen mit riesigen Greifzangen, die Taucher um die Brocken legten. Die Steine wurden beispielsweise für Uferbefestigungen an Flüssen und Kanälen sowie bei Deich- und Dammbauten verwendet. Zur Steinfischerei finden die Besucher*innen verschiedene Exponate. Ab 1953 wurde Heiligenhafen größter Fischereianlandeplatz der westlichen Ostsee. Das Hochseeangeln gehört seit 1965 zur Seetouristik. Mit den Hochseefahrten des Reeders Willi Freter um 1965 blühte die Stadt auf. Viele Tagestouristen kamen, um auf „Butterfahrt“, eine Art Hochseetörn mit Einkaufsmöglichkeiten, zu gehen.








